BUND Kreisgruppe Trier-Saarburg
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Artenreiches Grünland

Artenreiche Wiesen – ökologisch hochwertig und prägend für unsere Kulturlandschaft

Charakteristisch für die Regionen Eifel, Hunsrück und Hochwald waren strukturreiche, kleinteilige Mittelgebirgslandschaften. Extensiv genutzte blumenreiche Wiesen und Streuobstwiesen prägten das Bild ebenso wie Felder, die von blühenden Feldrainen, Hecken und Büschen begrenzt wurden. Diese Kulturlandschaft war und ist Anziehungspunkt für Naturliebhaber und Wanderer und trägt entscheidend zum hohen Erholungswert unserer Gegend bei.


Viele dieser artenreichen Biotope sind durch jahrzehntelange extensive Bewirtschaftung entstanden, vor allem durch die ehemals zahlreichen kleinen Bauernhöfe und Nebenerwerbslandwirte, die noch vor einigen Jahrzehnten das Bild prägten. Die Wiesen wurden 1 – 2 mal pro Jahr gemäht, die erste Mahd erfolgte im „Heumonat“, wenn die Blumen in voller Blüte standen. Gedüngt wurde gar nicht oder höchstens mit dem Festmist und der Jauche von den wenigen Tieren des Hofs.

Leider gehören diese landschaftsprägenden Biotope – genauso wie diese Art der bäuerlichen Landwirtschaft - inzwischen zu den gefährdetsten Lebensräumen mit erschreckendem Artenschwund.

Vor 50 Jahren konnte man noch vielfältige Blüten sammeln und damit Blumenteppiche durch die Dörfer legen, ohne die damit verbundenen Ökosysteme zu gefährden. Wir konnten noch unterschiedlichste Schmetterlinge auf den Wiesen beobachten, überall summte und flatterte es. Heute gehören viele Insekten und Vögel des Offenlandes zu den am stärkten gefährdeten Arten.

Dabei ist gerade das extensiv bewirtschaftete Grünland ein Paradies für Pflanzen und Tiere. Mehr als 2000 Pflanzenarten kommen im Grünland vor, neben Gräsern vor allem auch viele Blumen. Das sind mehr als 50 % der in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten. Extensiven Wiesen und Streuobstwiesen bieten Lebensraum für viele Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und andere Insekten. Der Insektenreichtum wiederum ist der '“gedeckte Tisch“ für viele Vögel, die mittlerweile nur noch selten bei uns zu finden sind. Ihnen fehlen mittlerweile Nahrung und Brutplätze.

Extensiv genutzte Wiesen erfüllen außerdem wichtige Aufgaben im Umwelt- und Klimaschutz: Sie schützen den Boden vor Erosion und sorgen durch ihre Filterfunktion für sauberes Trinkwasser. Während beim Ackerbau große Mengen CO2 freigesetzt werden, sind Wiesen (neben Mooren und Wäldern) wichtige CO2-Senken.

Vor allem die artenreichen Wiesen wurden Opfer der zunehmend intensiven Landwirtschaft. Wo früher Wiesen und Weiden voller Blumen in allen Farben blühten, finden sich heute meist eintönige Ackerflächen mit Monokulturen oder intensiv bewirtschaftetes Grünland ohne Blühpflanzen. Von den ehemals landschaftsprägenden Blumenwiesen gibt es immer weniger, weil die Artenvielfalt durch häufige Mahd, Düngung mit Gülle oder Gärresten oder intensive Beweidung zerstört wird. Oder weil Grünland immer noch umgebrochen wird, um weitere Flächen als Ackerland und für Energiepflanzen zu gewinnen. An weniger nutzerfreundlichen Standorten wird die Nutzung aufgegeben, so dass die Blumenwiese zur Brache wird und immer mehr verbuscht. Leider gibt es auch die Fälle, wo artenreiche Blumenwiesen gemulcht werden.

Artenreiches Grünland und Streuobstwiesen müssen endlich wirksam geschützt werden, damit wir nicht noch mehr ökologisch wertvolle Lebensräume und die von ihnen abhängigen Lebewesen verlieren. Dazu reicht es nicht, dass sie als schützenswerte Fauna-Flora-Habitate der EU aufgenommen werden. Es reicht scheinbar auch nicht, dass sie in den Naturschutzgesetzen von Bund und Land aufgeführt werden (Unter Schutz stehen neben den Lebensraumtypen Feucht- und Magerwiesen und Halbmagerrasen inzwischen auch Flachland- und Bergmähwiesen). Denn trotz diesem Schutzstatus geht weiterhin immer mehr artenreiches Grünland verloren – und mit ihm die hier vorkommenden Pflanzen und Tiere.

Der Schutzstatus auf dem Papier bringt überhaupt nichts, wenn diese Gesetze nicht konsequent vollzogen werden. Was nutzt das Umbruchverbot, wenn ein Umbruch des geschützten Biotops keine Konsequenzen nach sich zieht? Was nutzt der Schutzstatus artenreichen „Buntlands“ im Landesnaturschutzgesetz, wenn dieses noch nicht einmal erfasst ist? Bisher ist der Schutz artenreichen Grünlands das Papier nicht wert, auf dem das Gesetz gedruckt ist. Und bald wird es nicht mehr möglich sein, die bunten Wiesen unserer Kindertage zu erhalten, weil es sie auch in unserer Region nicht mehr gibt.