BUND Kreisgruppe Trier-Saarburg

Das Naturschutzgebiet Perfeist bei Wasserliesch

 Auf einem Hochplateau nahe der luxemburgischen Grenze, zwischen Mosel und Saar gelegen, befindet sich das Naturschutzgebiet Perfeist bei Wasserliesch, auch aufgrund der Historie „Altes Lager“ genannt.   

Mehr als 20 Orchideen-, mehrere Enzianarten und andere Vertreter der typischen Kalkmagerrasen- Vegetation auf 22 Hektar, dazu eine Vielzahl an seltenen Insekten und faunistischen Besonderheiten charakterisieren das Naturschutzgebiet Perfeist bei Wasserliesch.

Und so verwundert es nicht, dass gerade die  „Erhaltung artenreicher, wärmeliebender Halbtrockenrasen- und Kalkbuchenwald-Gesellschaften“ und der Erhalt von „evolutionsgeschichtlich hochentwickelten Insekten und Orchideen und deren Begleitarten“ als Ziele aufgeführt sind, die zur Ausweisung zum Naturschutzgebiet im Jahre 1986 führten.   

 (D.Neumann)

In der Chronik von Wasserliesch sind mehrere Hinweise auf die Geschichte des Gebietes zu finden. Die ältesten Hinweise gehen auf die Römerzeit zurück. In den Randbereichen (Waldbestand) lassen sich alte Mauerreste finden, über deren Ursprung es unterschiedliche Ansichten gibt.  Als „Altes Lager“ werden die Mauerreste eines Römerlagers (Bau im 3. Jhd nach Chr. – mit Skizze in der Chronik) vor der ehemaligen Römerstadt Trier angesehen. Andererseits könnte es sich um einen alten Militärposten der Römer handeln, der auf der Wegstrecke von Paris nach Konz/Trier bzw. Köln lag. Weitere Hinweise auf dieses Lager können auf die Burgherren von Reinig zurückgehen. Zwischen den Jahren 980 bis 1180 wird auf eine Wiese zwischen Konzer Brücke und Riniche im Trierer Domkapital hingewiesen. Die Mauern könnten somit auch von unterirdischen Gräben als unterirdische Zugänge zur Burg herrühren. Somit geht eine Wiesennutzung des Gebietes bereits auf diese Zeiten zurück. 

Schlüsselblumen sind die ersten Frühlingsboten. Das Orchideenjahr beginnt mit dem Manns-Knabenkraut im April.  

 (D.Neumann)
 (D.Neumann)

Da unsere Region Wälder als natürliche Vegetation aufweisen würde,  sind die artenreichen, wärmeliebenden Halbtrockenrasen (Kalkmagerrasen) des Saar-Mosel-Gaus mit gehölzreichen offenlandbestimmten Übergangsbereichen stark anthropogen geprägt. Solche Flächen mit ihren flachgründigen Böden auf Muschelkalk wurden lange Zeit durch extensive Beweidung und die Nutzung als Mähwiese geprägt. Im Laufe der Zeit konnte so die Struktur der Landschaft erhalten bleiben und sich das heutige einzigartige Artenspektrum herausbilden. Neben mehreren anderen Halbtrockenrasen im Gebiet des Saar-Mosel-Gaus stellt das Gebiet in Wasserliesch vom Artenspektrum her eine Besonderheit dar.

Eine Besondere Gattung: Die Ragwurzen sind sogenannte "Insektentäuscher". Ihre Blüten ahmen Insekten nach, wodurch die Insektenmännchen angelockt werden und die Pollen verbreiten. Dabei kommen auch sehr spezifische Duftstoffe (Pheromone) zu Einsatz, wodurch diese Orchideen oft auf wenige Insektenarten zur Verbreitung angewiesen sind. 

Vogel-Nestwurz  (D.Neumann)

Im Gegensatz zu den meisten tropischen Orchideen, die ohne Bodenkontakt auf Bäumen (epiphytisch) leben, bilden unsere heimischen Orchideen enge Lebensgemeinschaften (Symbiose) mit Bodenpilzen, von denen sie mit Nährstoffen versorgt werden. Einige Orchideen lassen sich sogar ganz vom Pilz versorgen und verfügen über fast kein pflanzentypisches Blattgrün mehr, wie zum Beispiel die Vogel-Nestwurz

Wie beliebt das Gebiet bei Natur- und Orchideenfreunden ist, zeigt  die große Zahl von Naherholungssuchenden und Bewunderen/Interessierten aus Nah und Fern des von der Gemeinde Wasserliesch eingerichteten Kultur- und Orchideenpfades. Hier kann man sich an sämtlichen Arten und der Vielfalt des Gebiets entlang eines ausgewiesenen Rundweges erfreuen und diese bewundern.  Die aufgestellten Tafeln mit den Bezeichnungen der Arten helfen bei der Bestimmung der Pflanzen. Da die eigentliche Nutzung solcher Gebiete im 20. Jahrhundert wegen der sinkenden Rentabilität immer mehr eingeschränkt wurde, war der Erhalt der Flächen auf landespflegerische Maßnahmen angewiesen. Daher betreibt der BUND - Kreisgruppe Trier-Saarburg  seit den 80er Jahren die Pflege dieses Gebietes mit Herzblut. Es kann mit Sicherheit behauptet werden, dass die Pflege des Gebietes mit das bedeutendste der großen Natur- und Artenschutzprojekte der Kreisgruppe darstellt.  

 (D.Neumann)

Krabbenspinnen sind Lauerjäger, die unter Blüten auf Beute warten. Die Weibchen einiger Arten können durch die Einlagerung von Farbpigmenten in die Haut ihre Farbe anpassen und sind so gut getarnt. 

Wie in vielen alten, artenreichen Kulturlandschaften stellt auch hier die Offenhaltung das Hauptproblem dar, denn von den Rändern her drängen Schlehen, Weißdorn, Hartriegel, Hasel und anderes Gehölz in das Gebiet (offene Landschaft) und würden langfristig einen Wald aufwachsen lassen. Daher muss aufkommendes Buschwerk und Gehölz regelmäßig im Abstand von 1-2 Jahren entfernt werden.

Ein Problem, das sich seit einigen Jahren verstärkt bemerkbar macht – da bis dahin nicht dagegen vorgegangen wurde - ist die zunehmende Ausbreitung der Wicken. Diese würden durch die Stickstoffanreicherung im Boden (Knöllchenbakterien) die an Nährstoffarmut angepassten Arten der Magerrasenvegetation zu verdrängen drohen. Die Samenverbreitung der Wicken muss daher in den Monaten Mai bis Anfang Juli verhindert werden. Daher führen wir seit einigen Jahren auch im Sommer begrenzte Pflegemaßnahmen durch. Wie sich diese Entwicklung langfristig auf das Gebiet auswirken wird, bleibt abzuwarten. 

Bekämpfung der Wicken im Gebiet  (D.Neumann)

Auch der Wasserliescher Panoramasteig führt durch das Gebiet